Bei Süchten kennen wir zwei Hauptkategorien:

  • Stoffliche Süchte: Drogen, Medikamente, Alkohol, Essen, usw.
  • Nichtstoffliche Süchte: Sport, Kaufsucht, Arbeitssucht, Sex, Medien, Extreme (Beschäftigung mit) Ernährung, Vergessen, Spielsucht, usw.

Ich gehe davon aus, dass viele heute unerwünschte Verhaltensmuster in der Kindheit oder durch ein Trauma entstanden sind. Da waren sie oft zum psychischen Überleben wichtig! Es geht beim Heilungsprozess, wie so oft, um einen sogenannten Inneren-Kind-Anteil und seine Gefühle.

In der Therapie stellt sich die Frage: Wie kann dem kindlichen Anteil geholfen werden? Was braucht er?

Mit Gesprächen und Aufstellungen finde ich mit meinen Klienten heraus, was ihr Inneres Kind oder der traumatisierte Anteil braucht. In der Begegnung mit diesem Anteil kann Heilung entstehen. Der Klient erkennt, wozu die Sucht wichtig war und was sie ersetzt hat. Das ist oft Liebe, angenommen sein, Schutz und weitere emotionale Grundbedürfnisse eines Menschen.

Süchte sind Überlebensanteile!! Sie helfen, Gefühle nicht zu fühlen.

Was bedeutet also der therapeutische Satz: „Nimm jemandem eine Sucht erst, wenn du Ersatz dafür hast!“?

Beispiel aus der Praxis

Horst (Name geändert), 48, geht abends oder in Stresssituationen immer an den Kühlschrank und isst weiter, auch wenn er schon lange satt ist.

Klärung im Gespräch: Horst wuchs mit einem aggressiven und alkoholkranken Vater auf. Horst wusste nie, wann dieser „wieder explodiert“ und ihn beschimpft oder schlägt. In der Aufstellung mit Playmobil oder in der Gruppe begegnet Horst seinem jüngeren eingeschüchterten Kinderanteil, der sich mit Essen weggebeamt hat, um die Angst vor dem Vater nicht zu fühlen. Der Vater ist schon lange alt und tut niemandem mehr etwas zuleide, doch die Angewohnheit, bei Stress viel zu essen hatte sich verselbständigt und war im limbischen System als Entspannung gespeichert.

Heilungsprozess:

Das therapeutische Gespräch und die darauffolgende Aufstellung sind der Impuls, dass sich in der Psyche etwas ändern kann.. Im Fall von Horst heißt das, wenn er wieder den Kühlschrank öffnet: „Ach da meldet sich wieder mein kleiner Horst, der sich noch in Gefahr wähnt. Doch die Gefahr ist vorbei und ich bin jetzt erwachsen und der kleine Horst wird von mir beschützt.“